Von Cafayate aus geht es weiter südwärts zu den Ruinen von Quilmes. Im 11. Jahrhundert wurde diese Stadt von den Quilmes-Indianern gegründet und nach und nach zur Festung ausgebaut. 1665 wurden die Quilmes-Indianer, nach 35 Jahren Gegenwehr, von den Spaniern besiegt und letztlich ausgerottet. Viel zu sehen gibt es nicht - Kultur schaut man sich eben besser in Europa an :-)
Die Landschaft ist karg und trocken, da sind die Thermen von Fiambala eine willkommene Abwechslung. Die naturbelassene Anlage liegt in einem felsigen Seitental auf 2300 Metern Höhe. 10 verschiedene Becken aus Natursteinen, mit Wassertemperaturen von 28 bis 43 Grad, sind durch kleine Wasserfälle verbunden. Wohl eine der schönsten Thermen Argentiniens. Schade nur, dass der Zonda kräftig wehte und so die Lufttemperaturen innerhalb weniger Stunden von 20 auf über 36 Grad anstiegen. Kein wirklich richtiges Wetter für Thermen...
Unterwegs an den Strassen immer wieder Altare der "Difunta Correa". Hier verehren die Argentinier Maria Antonia Deolinda Correa. Maria machte sich im Bürgerkrieg 1841 mit ihrem Säugling auf dem Rücken auf den Weg, um ihrem Mann zu folgen, der von irgendwelchen Truppen gefangen gehalten wurde. Das scheint nicht weiter interessant, aber sie verlief sich in der Wüste und starb schliesslich an Hunger und Durst. Als ein paar Maultiertreiber ihre Leiche ein paar Tage später fanden, lebte das Kind immer noch und lag säugend an der Brust der toten Mutter. Für einen Europäer vielleicht immer noch nicht interessant, aber eben für Argentinier. Sie pilgern an Feiertagen zu tausenden an solche Schreine, denn diese Geschichte verbindet zwei Stereotypen im argentinischen Frauenbild: das Bild der treuen Frau, die ihrem Geliebten folgt, und das der sich aufopfernden Mutter. Geopfert werden meisstens wassergefüllte Plastikflaschen, aber auch Geld, Zigaretten, Bremsbeläge und sonstiger Schrott.
Nach langen Tagen endloser Fahrt durch eine karge, wüstenähnliche Gegend erreichen wir die wohl deutscheste Siedlung in Argentinien: Villa General Belgrano. 1932 kauften zwei Deutsche das gesamte Gebiet, parzellierten es und boten es in deutschsprachigen Ländern an. Angeblich leben, oder lebten, hier auch Überlebende des deutschen Kriegsschiffes Graf Spee, das sich 1940 im Rio de la Plata vor Montevideo selbst versenkt hatte. Heute gibt es hier alljährlich ein Oktoberfest mit Bier, Sauerkraut und Würstchen. Allerdings scheinen die Ausgewanderten vergessen zu haben, wie soetwas wirklich schmeckt.
Dennoch gibt es einen guten Grund nach Belgrano zu fahren: den Campingplatz "La Florida". Er wird von einem deutschen Paar geführt und wir finden hier die ersten gut funktionierenden sanitären Anlagen in Südamerika. Hier trifft man wieder auf andere Reisende, die ihre Tour hier teilweise unterbrechen und ihre Fahrzeuge für ein paar Monate unterstellen und das Land verlassen. Und Sonntags wird hier das beste Asado, das wir je gegessen haben, zubereitet. Stundenlang sitzt man vor seinem Teller und kann jegliche Wurst und Fleischware aus Argentinien kosten. Sogar auch ausgefallene Speisen wie Zottendarm - ein sehr merkwürdiger Geschmack und wir hofften beide inständig, dass es sich bei der Füllung nicht um die Originale handelte.
Nach vielen Tagen in Belgrano fällt das Quecksilber im Thermometer stark und Regen zieht auf. Regen - wir hatten fast vergessen was das ist! Aber es wird uns schlagartig wieder bewusst - der grösste Feind alter VW-Campingbusse. In kurzer Zeit ist alles feucht und klamm, Wasser tropft von der Decke und durch die Scheibendichtungen, Bücher werden nass und der Korkboden quillt langsam auf. Die Standheizungen der rollenden Einfamilienhäuser um uns herum, rauben unseren Schlaf. Es wird Zeit abzufahren, weiter Richtung Süden, wo es vielleicht noch kälter ist und noch mehr regnet - aber wir wollen die Wale in Valdez nicht verpassen...
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